Das Wohlfahrtsspiel

Spielanleitung

Das Wohlfahrtsspiel bildet den Rahmen für die Inhalte auf finvestigator und funktioniert wie folgt: 

Eltern wünschen sich, dass es ihren Kindern besser geht — das gilt für alle Familien und Generationen. Das „besser gehen“ ist die nachhaltige Fähigkeit eines Haushalts, über Generationen hinweg Sicherheit, Chancen und Lebensqualität zu sichern und zu steigern. Das ist Wohlfahrt. 

Die Wohlfahrtsverbesserung entsteht nur durch Wachstum in den Kapitalarten:

  1. Ökonomisches Kapital (Vermögen, Kapitalallokation)
  2. Humankapital (Fähigkeiten, Einkommen)
  3. Sozialkapital (Netzwerk, Reputation, Familie)
  4. Gesundheitskapital (körperliche und geistige Leistungsfähigkeit)
  5. Kulturelles Kapital (Bildung, kulturelle Codes)
  6. Generationskapital (Fähigkeit Vorteile weiterzugeben)

Die Kapitalarten sind eng miteinander verflochten und bauen aufeinander auf. Wir können die Kapitalarten in Inputkapital, Multiplikationskapital und Outputkapital einteilen. Inputkapital wirkt über das Multiplikationskapital und erzeugt so Outputkapital:

Input (Gesundheitskapital, Human- und Ökonomisches Kapital) x Multiplikator (Soziales und Kulturelles Kapital ) = Output (Ökonomisches und Humankapital, Generationskapital).

Ziel des Wohlfahrtsspiels ist 1) die Verbesserung der eigenen familiären Wohlfahrt relativ zur Wohlfahrtsposition anderer Familien und 2) die optimale Übergabe mittels Generationskapital an die Nachfahren.

Das Spielziel verfolgt nicht direkt die Familie (Prinzipal), sondern wird indirekt von den Familienmitgliedern (Agenten) umgesetzt. Die Agenten sind, abhängig vom Zielbewusstsein, entweder passive oder aktive Spieler von unterschiedlicher Qualität.

Passive Agenten handeln meist unbewusst, beeinflussen aber dennoch aktiv die Wohlfahrtsposition ihrer Familie. Die meisten Agenten sind passiv.

Aktive Agenten wünschen die nachhaltige Verbesserung der familiären Wohlfahrt und handeln auch danach. Die wenigsten Agenten sind aktiv. 

Der Staat ist neutraler Akteur, legt die Spielregeln fest und verteilt Kapital durch Zuschüsse oder Steuern. 

Spielphasen

Ich unterscheide in eine Aufbau- und eine Erntephase:

Die Aufbauphase ist dadurch gekennzeichnet, dass Humankapital und nicht ökonomisches Kapital die Inputfunktion dominieren. Ökonomisches Kapital muss erst aufgebaut werden und ist damit Teil der Outputfunktion. Typische Spielzüge der Aufbauphase sind Entscheidungen zur beruflichen Qualifikation oder der Festlegung der Sparquote zum Aufbau ökonomischen Kapitals.

Für die Aufbauphase empfehle ich diese Gewichtung der Kapitalarten:

Kapitalart Gewicht in % Begründung
Humankapital 25 Höchster Hebel in der Aufbauphase – Einkommen, Fähigkeiten, berufliche Expertise.
Gesundheitskapital 25 Ohne körperliche & geistige Leistungsfähigkeit kann Humankapital nicht aufgebaut werden.
Sozialkapital 15 Netzwerke, Mentoren, Empfehlungen beschleunigen Karriere und Geschäft.
Kulturelles Kapital 15 Bildung, Auftreten und kulturelle Codes öffnen Türen.
Ökonomisches Kapital 10 Am Anfang gering vorhanden, wird aber kontinuierlich aufgebaut.
Generationskapital 10 Erste Ansätze durch Vorbildfunktion, spielt aber noch eine Nebenrolle.

Die Erntephase ist dann erreicht, wenn ökonomisches Kapital die Inputfunktion dominiert. Humankapital wandert in die Outputfunktion. Typische Spielzüge der Erntephase sind Entscheidungen zur Kapitalallokation oder die Ausbildungsförderung der Kinder.

Für die Erntephase empfehle ich diese Gewichtung der Kapitalarten:

Kapitalart Gewicht in % Begründung
Ökonomisches Kapital 25 Fundament – Vermögen ist schon da, muss bewahrt und optimal eingesetzt werden.
Generationskapital 25 Zentrale Aufgabe: Vorteile und Denkweisen an nächste Generation weitergeben.
Humankapital 15 Weiterhin wichtig, um Vermögen zu steuern und Fehlentscheidungen zu vermeiden.
Sozialkapital 15 Netzwerke sichern Einfluss und Zugang zu Investitionsmöglichkeiten.
Kulturelles Kapital 10 Hilft, Vermögen in den „richtigen“ Kreisen zu halten und strategische Allianzen zu pflegen.
Gesundheitskapital 10 Bleibt wichtig, aber finanzieller Druck ist geringer – Fokus auf Lebensqualität.

Die Phasen und damit auch die Gewichtung der Kapitalarten verschieben sich schleichend. Ein aktiver Agent der Aufbauphase sollte also bereits früh an die Erntephase denken.

Die Phasen folgen meist langfristig aufeinander, doch auch wiederholte Zyklen derselben Phase sind denkbar. Da das Spiel durch Agenten gespielt wird, entscheidet auch die Agentenpräferenz über die Spielphase. Das ererbte Generationskapital beeinflusst die Agentenpräferenz.

Das Wohlfahrtsspiel endet also nicht – niemand kann aussteigen. Es ist familiärer Staffellauf.

Spielzüge

Agenten können alle staatlich erlaubten Spielzüge nutzen. Spielzüge sind immer im Kontext der Spielphase zu bewerten. 
Generell ist ein Spielzug umso wirkungsvoller, desto mehr Kapitalarten er verstärkt und desto intensiver er das tut. 
Die Vielfalt möglicher Züge ist klar unbegrenzt, sodass es stets alternative Züge gibt. Der beste Zug, muss also lediglich besser sein, als die nächste bekannte Alternative.
Hier ein Beispiel: Angenommen, wir haben die Spielzüge 1) Promotion und 2) Selbstständigkeit identifiziert. In beide Spielzüge investieren wir 2000 Stunden Aufwand über 4 Jahre. Wie verändert sich dadurch die Wohlfahrtsposition je Phase?
Eine Promotion erhöht stark das Humankapital, die Selbstständigkeit betont das ökonomische Kapital und hat das höhere Generationskapital.
 

In der Aufbauphase könnte daher die Promotion der richtige Schritt sein, in der Erntephase hingegen die Selbstständigkeit.

Ich bin aktiver Agent meiner Familie. 

Ich erkenne die Position meiner Familie im Wohlfahrtsspiel und denke über mögliche Spielzüge zur Wohlfahrtssteigerung nach. Zur ersten einfachen Verortung bietet es sich an, die familiären Kapitalarten intuitiv von 1 bis 10 zu bewerten:

  • 0–3: Schwach bzw. Defizitär
  • 4–6: Solide bzw. Durchschnittlich
  • 7–8: Stark bzw. Überdurchschnittlich
  • 9–10: Exzellent bzw. Dominant

Die Bewertung erfolgt relativ zu anderen Haushalten. Durch Multiplikation der Bewertungen mit den Gewichtungen ergibt sich der Wohlfahrtsscore.

Haben wir unsere Position ermittelt, können wir von dort aus unsere nächsten Spielzüge planen. Die Spielzüge bauen aufeinander auf und sind zunehmend irreversibel. Die Bewertung wiederholen wir regelmäßig, um die eigene Entwicklung im Blick zu behalten.

Auf finvestigator denke ich über mögliche Spielzüge nach. 

Auf finvestigator dreht sich um die Suche nach möglichen Spielzügen und deren kritischer Betrachtung.

Welche Optionen gibt es und wir wirken sie auf die familiäre Wohlfahrt mittels Kapitalart? Das sind zentrale Fragen.

finvestigator ist das Gedankenarchiv eines aktiven Agenten im Wohlfahrtsspiel.

Falls auch du aktiv in das Spiel einsteigen möchtest, bieten diese Beiträge einen guten Startpunkt:

Die sechs Kapitalarten – Dein Spielfeld

Strategien für aktive Spieler – Deine ersten fünf Spielzüge

Falls du dich hingegen direkt mit mir austauschen möchtest, erreichst du mich über info@finvestigator.de.